
Arbeiten mit Grenzen
Seine eigenen Grenzen erkennen
und anwenden lernen.
Grenzen sind essenziell für unsere körperliche und emotionale Sicherheit. Sie bestimmen, wie wir mit unserer Umwelt interagieren, und ermöglichen es uns, in Beziehungen unsere Bedürfnisse und unser Wohlbefinden zu schützen.
Besonders für Menschen mit traumatischen Erfahrungen ist das Bewusstsein und die Wahrnehmung eigener Grenzen oft erschwert. Somatic Experiencing (SE) bietet eine körperorientierte Herangehensweise, um Grenzen wieder bewusst zu spüren, zu setzen und zu kommunizieren. Ergänzend dazu erweitern der systemische und hypnosystemische Ansatz die Arbeit mit Grenzen, indem sie individuelle Muster, Beziehungskontexte und unbewusste Prozesse einbeziehen.
Die Bedeutung von Grenzen im Nervensystem
Das autonome Nervensystem (ANS) spielt eine zentrale Rolle in der Regulation von Grenzen. Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges beschreibt, wie unser ANS auf Sicherheit oder Bedrohung reagiert. Menschen mit traumatischen Erfahrungen haben häufig Schwierigkeiten, zwischen sicherem Kontakt und einer Bedrohung zu unterscheiden. Grenzen werden entweder zu starr oder zu durchlässig erlebt. SE hilft dabei, diese Muster bewusst zu machen und zu regulieren. Ergänzend bietet der systemische Ansatz die Möglichkeit, persönliche Grenzen im Kontext sozialer Dynamiken zu betrachten.
Grenzen und Trauma
Ein Trauma entsteht, wenn das Nervensystem durch eine überwältigende Erfahrung überfordert wird und keine angemessene Reaktion (Kampf, Flucht oder Erstarrung) möglich ist. Dies kann dazu führen, dass Menschen ihre eigenen Grenzen nicht mehr klar wahrnehmen oder nicht durchsetzen können. Häufige Folgen sind:
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Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen
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Gefühl der Überforderung oder Hilflosigkeit
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Überangepasstes Verhalten
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Körperliche Symptome wie Verspannungen oder Erschöpfung
SE unterstützt dabei, diese Muster sanft zu lösen und das Nervensystem auf eine gesunde Wahrnehmung von Grenzen zu sensibilisieren. Der systemische Ansatz betrachtet zusätzlich die Wechselwirkungen zwischen persönlichen Grenzen und dem sozialen Umfeld, während der hypnosystemische Ansatz mit inneren Ressourcen arbeitet, um neue Handlungsspielräume zu eröffnen.

Wie SE bei der Entwicklung gesunder Grenzen unterstützen
SE nutzt körperorientierte Methoden, um die natürliche Selbstregulation wiederherzustellen. Dabei stehen folgende Prinzipien im Vordergrund:
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Körperwahrnehmung stärken: Durch achtsames Spüren von Körperempfindungen lernen Klienten, ihre inneren Signale für Sicherheit und Unwohlsein besser zu erkennen.
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Pendulation und Ressourcenarbeit: Das Wechseln zwischen stabilisierenden Ressourcen und herausfordernden Erlebnissen hilft, Blockaden im Nervensystem zu lösen.
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Erschaffen eines sicheren Raumes: Klienten lernen, ihre persönlichen Grenzen bewusst wahrzunehmen und auszudrücken.
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Neuverhandlung traumatischer Erfahrungen: Statt die belastende Situation erneut zu durchleben, wird in kleinen Schritten eine neue Erfahrung von Selbstbestimmung und Schutz aufgebaut.
Grenzen sind ein fundamentaler Bestandteil unseres Wohlbefindens. Menschen können lernen ihre Grenzen bewusst wahrzunehmen, zu setzen und zu schützen. Dies trägt zur emotionalen Stabilität, gesunden Beziehungen und einer besseren Selbstregulation bei. Der integrative Ansatz ermöglicht es, sowohl die körperlichen als auch die kognitiven, emotionalen und sozialen Aspekte der Grenzarbeit zu berücksichtigen. SE und die ergänzenden Methoden bieten eine sanfte, aber effektive Möglichkeit, um das Nervensystem in die natürliche Balance zurückzuführen und langfristig mehr Sicherheit im eigenen Körper zu empfinden.